14.12.2015

Sind projektbezogene Spenden sinnvoll?

Ein Kommentar von Uwe Schmidt, Vorstand Kinderhilfswerk Eine Welt e.V.

Viele Spender möchten gern so konkret wie möglich spenden und entscheiden sich daher für die so genannte „projektbezogene Spende“. Dahinter verbirgt sich der Wunsch, für ein klar definiertes Projekt 100 Prozent des gespendeten Betrags einsetzen zu wollen. Dieser Wunsch ist nachvollziehbar, kann aber ungewollte Nachteile haben.

Der Nachteil besteht darin, dass der Spender den Handlungsspielraum einer Hilfsorganisation mit einer zweckgebundenen Spende stark einschränkt. Nehmen wir als Beispiel die Erdbebenkatastrophe in Nepal im Jahr 2015. Wenn Spender aus gutem Willen für ein ganz bestimmtes Krankenhausprojekt Geld geben, kann dies dazu führen, dass möglicherweise wichtige Infrastrukturarbeiten wie die Freilegung von mit Geröll verschütteten Straßen, um überhaupt erst einmal zu den von der Außenwelt abgeschnittenen Straßen zu kommen, nicht bezahlt werden können. Es wäre also in diesem Fall besser, wenn die Spender als Verwendungszweck nicht „Krankenhausprojekt in Nepal“, sondern einfach „Nepal“ angegeben hätten. Aber auch das wäre letztlich eine projektbezogene Spende, in diesem Falle mit der Einschränkung auf ein bestimmtes Land.

Was aber, wenn plötzlich zur gleichen Zeit an anderer Stelle in dieser Welt ebenfalls dringend Geld benötigt wird? Dann kann die Spende mit dem Ziel „Nepal“ dafür nicht verwendet werden. Hier tritt also eine ungute Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen hilfebedürftigen Adressaten auf, die dadurch erzeugt wurde, dass Spender projektbezogen gespendet haben.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, das auch das DZI-Spendensiegel vergibt, rät daher dringend zu nicht projektbezogenen Spenden. Zweckgebundene Spenden sollten die Ausnahme bleiben und seien nur als Ergänzung, nicht als Ersatz ungebundener Spenden sinnvoll, heißt es auf der Website des DZI, denn sie würden den Entscheidungsspielraum der NGOs stark einschränken.

Auch Hilfsorganisationen haben Kosten

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Spender gern projektbezogen spenden. Man möchte dadurch erreichen, dass möglichst 100% der Spenden ins Projekt gehen. Dieser Wunsch ist unrealistisch. Jede seriös arbeitende NGO hat auch Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Es müssen Räumlichkeiten angemietet werden, qualifiziertes Personal und einiges mehr bezahlt werden. Ebenso kommt das Hilfswerk nicht umhin, auf sich und seine Arbeit durch eine Website, Flyer und andere werbliche Maßnahmen aufmerksam zu machen. Sonst wüsste ja kein Spender von den hilfebedürftigen Projekten.

Viele Spender hegen unrealistische Vorstellungen, wie eine NGO funktioniert. Sie haben oft das Bild einer rein ehrenamtlich geführten Organisation, die nahezu kostenfrei arbeitet und dabei alles richtig macht. Dieser Anspruch ist zu hoch. Hilfsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern durchzuführen bedarf großer Erfahrung und qualifizierter Kräfte, die zudem über gute Kontakte vor Ort verfügen müssen, um Situationen richtig einzuschätzen und dadurch auch richtige Projektentscheidungen treffen zu können. Zum Beispiel, ob in einem bestimmten Dorf in einem Entwicklungsland tatsächlich eine Schule benötigt wird und ob der dortige Staat für diese Schule bereit ist, Lehrer langfristig zur Verfügung zu stellen. Der Teufel steckt wie immer auch in der Entwicklungsarbeit im Detail.

Es ist wichtig zu verstehen, dass von einem gespendeten Euro nicht 100 Cent in Hilfsprojekte fließen können. 85 Cent sind auch ein hervorragender Wert. Der Rest wird für Verwaltung und werbliche Maßnahmen benötigt. Es sein denn, es handelt sich um eine projektbezogene Spende. Dann gehen natürlich 100 Cent ins Projekt. Aber wovon soll eine NGO ihre laufenden notwendigen anderen Kosten decken, wenn alle nur projektbezogen spenden würden? Am Ende wäre die Organisation handlungsunfähig. Das kann kein Spender wollen.

Spender, die gern zweckgebunden spenden, sollten sich im Klaren darüber sein, dass 85 Cent in Entwicklungs- und Schwellenländern ein Vielfaches mehr wert sind als in Deutschland. So kann beispielsweise unser Kinderhilfswerk Eine Welt (https://khw-eine-welt.de) in einem Land wie Mali für rund 50.000 € eine komplette Schule mit 3 Klassen für 180 Schüler sowie Lehrerraum und Toiletten bauen. In Deutschland wäre dies für diesen überschaubaren Betrag undenkbar.

Überhöhte Ansprüche vermeiden

Spender sollten den Organisationen vertrauen, dass sie am besten wissen, wo die Geldspenden am dringlichsten benötigt werden. Und ebenfalls ist wichtig zu verstehen, dass keine NGO ohne Kosten für Verwaltung und Werbung existieren kann. Ob eine Organisation seriös arbeitet, lässt sich häufig schon daran ablesen, wie transparent die finanziellen Informationen auf ihrer Website dargestellt werden. Ein wichtiger Indikator für Seriosität ist auch, ob sie das DZI-Spendensiegel führen darf. Dies dürfen in Deutschland zur Zeit nur rund 230 NGO. Das Kinderhilfswerk Eine Welt gehört dazu.


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